Machen gewaltbetonte Computerspiele aggressiv? Das war die Kernfrage eines Fachvortrages, der jetzt in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Jugendarbeit Kreis Soest“ im Medienzentrum Lippstadt stattfand. Als ausgewiesener Fachmann war der Diplompsychologe Florian Rehbein vom „Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen“, Hannover, eingeladen. Er ist Mitarbeiter von Professor Dr Christian Pfeifer und hat eine Untersuchung zum Thema bei 44610 Kindern im Jahre 2005 vorgenommen. Aus Ense nahmen Hans-Georg Knaup (CDU-Ratsmitglied) und Friedhelm Wüllner teil.
Zunächst beschrieb Florian Rehbein die Ist-Ausstattung in deutschen Kinderzimmern. So besitzen ca. 30 % der 10jährign Kinder Spielkonsole, Computer und Fernseher; bei den 15jährigen beträgt der Prozentsatz 60%. Außerdem haben 60% der Familien einen Internetanschluss. Daraus resultiert eine starke Mediennutzung. Die Rangfolge bei der Freizeitbeschäftigung liegt beim Fernsehen(1.), Internet(2.), und Computer(3.). Der Referent stellte fest, dass eine Entwicklungsbeeinträchtigung bei den untersuchten Kindern festzustellen sei; zumal auch schon 10jährige Kinder auf Spiele für ein höheres Alter zurückgreifen. Unter diesem Aspekt sind folgende Fakten problematisch: frühe eigene Medienausstattung
der Kinder, hohe Nutzungszeiten, gewaltbetonte Inhalte und eine geringe Medienerziehung durch die Eltern. Von exzessivem Computerspiel spricht die Wissenschaft bei einer Nutzung von über 4,5 Stunden/Tag; das trifft bei 4,3% der befragten Mädchen und bei 15,8% der Jungen zu. Außerdem besitzen die Jungen eine höhere Medienausstattung. Folgen dieser Gewohnheiten sind mehr Schulabbrecher bei Jungen und weniger Aufsteiger in der Schullaufbahn. Außerdem befinden sich weniger Jungen in den Abiturientenklassen Ausführlich beschrieb Rehbein die Gefährdung der 15jährigen innerhalb der Untersuchung. So sind 10% der Mädchen, aber 90% der Jungen als „kritisch anzusehen“. Die Abhängigkeit weist ähnliche Prozentzahlen aus. Wesentlich bei der Spielenutzung ist die unregelmäßige Belohnung während des Spielens.
„Allein Computerspiele führen nicht zu einer höheren Aggressivität“, führte Florian Rehbein aus. Aber sie seien nicht zu verharmlosen; denn sie führen zur ’’Desensibilisierung und vermindern das prosoziale Verhalten. Außerdem erhöhen sie die Gewalttäterschaft. Langfristig beeinträchtigen sie die Empfindungen des Menschen und fördern ein geringes Mitleid für Opfer bei realer Gewalt. Die anschließende Diskussion stand auch unter dem Zeichen des Amoklaufs im vergangenen Monat. Die Analyse des Fachmanns machte auch die Enser Teilnehmer sehr betroffen.