CDU Ense

Gelber Sack oder gelbe Tonne?

Beitrag im Ense-Press zur Neuausschreibung der Sammlung von Leichtverpackungen
Tonne oder Sack – Was ist denn nun das bessere Müllbehältnis für Verpackungen?

Heute ist es soweit, die gelben Säcke werden abgeholt. Ich binde den letzten Sack zu und stelle ihn mit den drei anderen an die Straße. Dabei ereilt er mich – der Gedanke um die gelbe Tonne. Was ist denn nun die bessere Alternative, welche Vor- und Nachteile haben beide Systeme?

Um diese Frage wird es jetzt ernst. Die Sammlung von Leichtverpackungen, Altglas und ein Teil des Altpapiers wird privatwirtschaftlich von den sogenannten dualen Systemen organisiert. Diese Leistung wird für den Zeitraum 2025 bis 2027 neu ausgeschrieben, die Ausschreibung erfolgt im April 2024. Bis März 2024 müssen somit die Sammelmodalitäten feststehen. Diese werden für unser Kreisgebiet durch die Entsorgungsgemeinschaft Soest mit dem dualen System verhandelt. Und genau hier stellt sich die Frage: Wie soll in Zukunft unser Müll eingesammelt werden?

Unweigerlich würde eine gelbe Tonne die gelben Säcke und somit weiteren Kunststoff vermeiden. Wir müssten uns nicht mehr darüber ärgern, dass die Säcke mit schlechter Reißfestigkeit schnell beschädigt sind und der Müll im Keller oder in der Wohnung verteilt liegt. An den Sammeltagen würde sich darüber hinaus mit Tonnen ein schöneres Stadtbild ergeben. Wir müssten nach einem Sturm nicht mehr unsere Säcke aus dem Vorgarten des Nachbarn holen oder den Müll aufsammeln, der durch Tiere aus dem Sack herausgezogen wurde. Zuletzt werden auch unsere Einzelhändler entlastet, die die gelben Säcke ausgeben.

Haben Sie sich hingegen schon Gedanken gemacht, wo Sie eine weitere 240 Liter Tonne unterbringen würden? Denken Sie hierbei auch an die vielen Enser, die in Mehrfamilienhäusern wohnen. Eine gelbe Tonne benötigt einen weiteren Stellplatz, während sich die gelben Säcke stapeln oder an die Wand oder Decke hängen lassen. Wissen Sie, wie viele gelbe Säcke Sie jedes Mal an die Straße stellen? Gehen Sie davon aus, dass diese Menge auch in eine 240 Liter Tonne passt? Eine Tonne hat ein begrenztes Fassungsvermögen, die gelben Säcke sind hingegen flexibel bei Mehrbedarf. Es ließe sich natürlich die Mengenbegrenzung der Tonne durch häufigere Abholungen kompensieren. Und Sie können ahnen, welche Auswirkungen dieses hätte. Häufigere Abholungen führen zu höheren Kosten, die durch den höheren Zeitaufwand für die Leerung von Tonnen gegenüber der Sammlung von Säcken weiter steigen. Aus einem Urteil des Verwaltungsgerichts Braunschweig geht für die Stadt Salzgitter, die eine ähnliche Größe wie der Kreis Soest aufweist, hervor, dass bei der Verwendung von gelben Tonnen mit einer Kostensteigerung in Höhe von 48 % (ca. 735.000 Euro) gerechnet werde. Hinzu kämen die einmaligen Behälterbeschaffungen in Höhe von 1,6 Millionen Euro (VG Braunschweig, 23.02.2023 – 4 A 213/21). Diese erhöhten Kosten spiegeln sich somit in den zu Beginn angesprochenen Vertragsverhandlungen wider.

Unabhängig dieser gewichtigen monetären Argumente sollte die Nachhaltigkeit der Müllentsorgung eine besondere Priorität erhalten. Ein besonders großer Vorteil der gelben Säcke ist die Fehlbefüllungsquote. Während beim Sack ca. 30 % des Inhalts falsch befüllt werden, sind es bei der Tonne ca. 54 %, wie aktuelle Analysen zeigen. Wiegt dieser Umstand des höheren Recyclinganteils im Sack nicht schon das Argument des Kunststoffersparnisses bei der Verwendung von Tonnen auf?

Neben Sack und Tonne besteht zu guter Letzt die Möglichkeit der Nutzung einer Wertstofftonne. Aufgrund des Begriffs „Wertstoff“ klingt dieser Name erstmal sinnvoll. In dieser Tonne können neben den Umverpackungen stoffgleiche Nichtverpackungen gesammelt werden, was zunächst die Mülltrennung erleichtert. In Analysen wurde hingegen auch bei dieser Tonne eine hohe Fehlbefüllungsquote, die zu einem niedrigen Recyclinganteil führt. Verbunden mit dieser Art der Müllentsorgung ist zudem ein nicht unerheblicher Anstieg der Müllgebühren für unsere Haushalte, da diese Art der Müllentsorgung anteilig der öffentlich-rechtlichen Entsorgung zugerechnet und somit von jeder einzelnen Bürgerin und jedem einzelnen Bürger finanziell getragen wird. Berechnungen, die vor der Inflation durchgeführt wurden, gehen von einer Mindeststeigerung der Gebühren von 5 bis 6 Euro pro Jahr und Einwohner aus. Aufgrund bekannter Preissteigerungen ist mit weiteren deutlichen Steigungen zu rechnen.

Was ist denn nun das Fazit? Welche Säcke stelle ich in Zukunft raus oder welche Tonne schiebe ich an die Straße? Ich bin ganz ehrlich, eine optimale Lösung gibt es nicht. Wir können nicht die beste Option auswählen, sondern die am wenigsten schlechte. Gewisse Nachteile der gelben Säcke können noch beeinflusst werden, indem Einlagerungsbehältnisse der Entsorgungsunternehmen bei Bedarf genutzt werden, die vor Witterungseinflüssen und Tierverbisse schützen oder die Reißfestigkeit der Säcke erhöht wird. Aber was denken Sie über diese Thematik? Lassen Sie es uns wissen.

Ihr
Simon Hennecke